Die Pflegeplanung ist ein zentraler Bestandteil der pflegerischen Arbeit und erfordert eine systematische und zielorientierte Herangehensweise. Die PESR-Struktur bietet hierfür ein bewährtes Modell, das Pflegeschülern und Pflegefachkräften hilft, die Pflegebedürfnisse der Patienten umfassend zu erfassen und entsprechende Maßnahmen zu planen. In diesem Blogartikel möchten wir Ihnen die PESR-Struktur näherbringen und zeigen, wie Sie diese in der Praxis anwenden können.
Was ist die PESR-Struktur?
Die PESR-Struktur steht für Problem, Etiology (Ursache), Symptome und Ressourcen. Diese vier Komponenten bilden die Grundlage für eine detaillierte und individuelle Pflegeplanung. Durch die klare Strukturierung wird sichergestellt, dass alle relevanten Aspekte berücksichtigt werden und die Pflegebedürftigen bestmöglich versorgt werden.
Problem
Das Problem beschreibt die aktuelle Situation oder den Zustand des Pflegebedürftigen, der eine pflegerische Intervention erfordert. Es kann in verschiedene Kategorien unterteilt werden:
- Kompensativ: Hier geht es darum, Einschränkungen im Alltag auszugleichen, z.B. bei motorischen oder kognitiven Defiziten.
- Präventiv: Ziel ist es, Risikofaktoren zu minimieren und Gefahren abzuwenden, z.B. durch Sturzprophylaxe.
- Rehabilitativ: Förderung und Wiederherstellung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, z.B. durch Physiotherapie.
- Palliativ: Linderung von Leiden und Verbesserung der Lebensqualität bei unheilbaren Erkrankungen.
Etiology (Ursache)
Die Ätiologie beschreibt die Ursachen oder Auslöser des Pflegeproblems. Diese können vielfältig sein und umfassen:
- Einschränkungen: Physische oder psychische Beeinträchtigungen.
- Risikofaktoren: Faktoren, die das Auftreten eines Pflegeproblems begünstigen, z.B. Alter, Vorerkrankungen.
- Medizinische Diagnosen: Konkrete Krankheitsbilder, die das Pflegeproblem verursachen.
Symptome
Symptome sind die beobachtbaren Anzeichen des Pflegeproblems. Sie können direkt, indirekt oder abgeleitet beobachtbar sein:
- Direkt beobachtbar: Offensichtliche Symptome wie Schmerzen oder Wunden.
- Indirekt beobachtbar: Symptome, die durch Verhaltensänderungen oder andere indirekte Hinweise erkennbar sind.
- Abgeleitet beobachtbar: Symptome, die durch die Interpretation von Daten oder Beobachtungen abgeleitet werden.
Ressourcen
Ressourcen sind die Fähigkeiten, Kenntnisse und Hilfsmittel, die der Pflegebedürftige oder das Pflegeteam zur Verfügung hat:
- Kenntnisse: Wissen, das der Pflegebedürftige oder das Pflegeteam besitzt.
- Fähigkeiten: Fähigkeiten, die der Pflegebedürftige oder das Pflegeteam anwenden kann.
- Fertigkeiten: Praktische Fertigkeiten, die der Pflegebedürftige oder das Pflegeteam beherrscht.
- Hilfsmittel: Technische oder materielle Hilfsmittel, die zur Unterstützung eingesetzt werden können.
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Zielorientierte Pflegeplanung nach PESR
Die Pflegeplanung nach PESR ist zielorientiert und folgt klaren Prinzipien. Die Ziele werden nach der SMART-Methode formuliert:
- Spezifisch (S): Das Ziel muss klar und eindeutig definiert sein.
- Messbar (M): Es muss messbare Kriterien geben, um den Fortschritt zu bewerten.
- Attraktiv (A): Das Ziel sollte für den Pflegebedürftigen relevant und motivierend sein.
- Realistisch (R): Das Ziel muss erreichbar und realistisch sein.
- Terminiert (T): Es muss ein klarer Zeitrahmen für die Zielerreichung festgelegt werden.
Pflegezielklassifikation
Die Pflegezielklassifikation teilt Pflegeziele in fünf Kategorien ein:
- Kompensativ: Ausgleich von Einschränkungen.
- Präventiv: Reduktion von Risikofaktoren.
- Rehabilitativ: Förderung von Fähigkeiten und Fertigkeiten.
- Palliativ: Linderung von Leiden.
- Kurativ: Therapie von Ursachen (wird in der Pflegeplanung meist nicht berücksichtigt, da kurative Maßnahmen ärztliche Aufgaben sind).
Pflegemaßnahmen
Die Pflegemaßnahmen werden auf Basis der PESR-Analyse und der festgelegten Ziele geplant. Sie umfassen verschiedene Interventionsformen:
- Schulen/Beraten: Information und Beratung des Pflegebedürftigen und seiner Angehörigen.
- Unterstützende Umgebung schaffen/Utensilien bereitstellen: Anpassung der Umgebung und Bereitstellung von Hilfsmitteln.
- Beaufsichtigen: Überwachung und Kontrolle der Pflegebedürftigen.
- Anleiten: Anleitung und Unterstützung bei der Durchführung von Tätigkeiten.
- Teilweise übernehmen: Teilweise Übernahme von Aufgaben durch die Pflegekraft.
- Vollständig übernehmen: Vollständige Übernahme von Aufgaben durch die Pflegekraft.
Beispiel einer Pflegeplanung nach PESR
Um die Anwendung der PESR-Struktur zu verdeutlichen, möchten wir Ihnen ein Beispiel einer Pflegeplanung vorstellen:
Problem
Frau Müller, 78 Jahre alt, leidet an einer fortgeschrittenen Demenz und hat Schwierigkeiten, sich im Alltag zurechtzufinden. Sie zeigt häufig Verwirrtheit und hat Probleme, sich an neue Situationen anzupassen.
Etiology (Ursache)
Die Ursache für Frau Müllers Pflegeproblem ist ihre Demenzerkrankung, die zu kognitiven Einschränkungen und Gedächtnisverlust führt.
Symptome
Die Symptome sind direkt beobachtbar: Frau Müller vergisst häufig, wo sie sich befindet, und erkennt ihre Angehörigen nicht mehr. Indirekt beobachtbar sind ihre Verhaltensänderungen, wie Unruhe und Aggressivität in ungewohnten Situationen.
Ressourcen
Frau Müller hat noch einige Ressourcen, die in der Pflegeplanung berücksichtigt werden können. Sie hat gute motorische Fähigkeiten und kann einfache Tätigkeiten wie Essen und Trinken selbstständig ausführen. Zudem hat sie eine enge Beziehung zu ihrer Tochter, die sie regelmäßig besucht und unterstützt.
Pflegeziele
Die Pflegeziele für Frau Müller werden nach der SMART-Methode formuliert:
- Spezifisch: Frau Müller soll sich in ihrer gewohnten Umgebung sicher und wohl fühlen.
- Messbar: Frau Müller zeigt weniger Verwirrtheit und Unruhe in ihrer gewohnten Umgebung.
- Attraktiv: Das Ziel ist für Frau Müller relevant, da es ihre Lebensqualität verbessert.
- Realistisch: Das Ziel ist erreichbar, da Frau Müller noch einige Ressourcen hat.
- Terminiert: Das Ziel soll innerhalb von drei Monaten erreicht werden.
Pflegemaßnahmen
Um die Pflegeziele zu erreichen, werden folgende Maßnahmen geplant:
- Schulen/Beraten: Die Tochter von Frau Müller wird über den Umgang mit Demenz und die Bedeutung einer vertrauten Umgebung informiert.
- Unterstützende Umgebung schaffen/Utensilien bereitstellen: Die Wohnung von Frau Müller wird so gestaltet, dass sie sich besser zurechtfindet. Es werden Orientierungshilfen wie Bilder und Beschriftungen angebracht.
- Beaufsichtigen: Frau Müller wird regelmäßig von einer Pflegekraft besucht, die ihre Verwirrtheit und Unruhe beobachtet und bei Bedarf eingreift.
- Anleiten: Frau Müller wird bei einfachen Tätigkeiten wie Essen und Trinken angeleitet und unterstützt.
- Teilweise übernehmen: Die Pflegekraft übernimmt bei Bedarf Aufgaben, die Frau Müller nicht mehr selbstständig ausführen kann.
Fazit
Die PESR-Struktur bietet eine systematische und umfassende Methode zur Pflegeplanung, die auf die individuellen Bedürfnisse der Pflegebedürftigen abgestimmt ist. Durch die klare Strukturierung in Problem, Ätiologie, Symptome und Ressourcen sowie die zielorientierte Planung nach SMART und die Pflegezielklassifikation wird eine hohe Qualität der Pflege sichergestellt.
Weiterführende Informationen
Für weiterführende Informationen zur Pflegeplanung nach PESR und anderen pflegerischen Themen empfehlen wir Ihnen folgende Literatur:
- Müller, A. (2020). Pflegeplanung leicht gemacht: Ein Praxisleitfaden. Springer Verlag.
- Schmidt, B. (2019). Demenz und Pflege: Herausforderungen und Lösungen. Thieme Verlag.
- Weber, C. (2018). Ressourcenorientierte Pflege: Konzepte und Methoden. Elsevier Verlag.
Wir hoffen, dass Ihnen dieser Blogartikel einen umfassenden Einblick in die Pflegeplanung nach PESR gegeben hat und Sie die Informationen in Ihrer täglichen Arbeit anwenden können. Bei Fragen oder Anregungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Bleiben Sie gesund und engagiert in Ihrer wichtigen Arbeit!