Ihr Angehöriger ist durch neurologische Ausfälle stark in seiner Bewegung eingeschränkt? Dann kann das Bobath Konzept hilfreich sein.
Hierbei handelt es sich um eine spezielle Bewegungstherapie, nach der die Patienten deutlich an Lebensqualität gewinnen. Helfen kann das Konzept allen Patienten mit neurologischen Ausfällen. Das betrifft in erster Linie Schlaganfall-Patienten.
In Deutschland leiden etwa eine Million Menschen an den Folgen eines Schlaganfalls. Dies hat eine starke Einschränkung ihrer Lebensqualität zur Folge. Noch vor wenigen Jahren galten diese Patienten, die an Lähmungserscheinungen leiden, als Pflegefälle.
Genau hier funktioniert das Bobath-Konzept mit seinen entwicklungsneurologischen Grundlagen und orientiert sich an einem ganzheitlichen Training. Erstmals erwähnt wurde das Konzept bereits im Jahr 1943, als es von der Physiotherapeutin Berta Bobath entwickelt wurde.
So funktioniert das Bobath-Konzept
Das Bobath Konzept richtet sich an alle Patienten mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Es basiert auf neurophysiologischen und entwicklungsneurologischen Grundlagen.
Das Funktionsprinzip ist einfach: Es werden ständig dieselben Bewegungsabläufe wiederholt. So werden neue Verknüpfungen im Gehirn geschaffen und der Patient gewinnt verlorengegangene motorische Fähigkeiten zurück.
Der Grundgedanke dahinter: Das menschliche Gehirn ist ein Leben lang lernfähig. Man spricht auch von der Plastizität des Gehirns. Das Gehirn ist dazu in der Lage, durch regelmäßiges Training veränderbar zu sein. Kommt es in einigen Gehirnbereichen aufgrund neurologischer Funktionsstörungen zu Fehlfunktionen, können die noch intakten Hirnbereiche diese Aufgaben mit übernehmen.
Das Bobath-Konzept basiert auf wiederkehrenden Bewegungsmustern. Bobath Therapeuten wiederholen diese gemeinsam mit den Patienten. Dabei beschränken diese sich nicht alleine auf die Therapiestunden, sondern werden in die Aktivitäten des täglichen Lebens integriert.
Ziel des Bobath Konzepts
Das Bobath Konzept hat ein klares Ziel: Die Beweglichkeit der Patienten zu verbessern. Dadurch soll ihre Unabhängigkeit wiederhergestellt werden.
Patienten können durch gezielte Übungen ihre Muskelspannungen lösen. Diese Übungen sind Tonus kontrolliert. Dadurch verbessert sich das Körpergefühl der Patienten. Ebenso erfolgt eine Kontrolle des Muskeltonus; Schmerzen, Verspannungen und Versteifungen können nachweislich gelindert werden.
Das Bobath Konzept kann die neurologischen Fehlfunktionen nicht heilen. Vielmehr animiert es den Patienten dazu, neue Bewegungsmuster zu erlernen, um so wieder selbstständig und mobil zu werden. Das Prinzip funktioniert in der Praxis tatsächlich und wird von den Krankenkassen anerkannt.
Das Konzept wird nach ärztlicher Verordnung ausgeführt. Bestenfalls kann das Prinzip dabei helfen, eine Pflegebedürftigkeit des Patienten zu verhindern oder zumindest soweit es geht hinauszuzögern.
Für diese Patienten eignet sich das Konzept
Das nach Bobath entwickeltes Bewegungsmuster richtet sich an alle Patienten, deren Motorik und Bewegungsfähigkeit aufgrund neurologischer Erkrankungen stark eingeschränkt ist. Das Therapiekonzept wird besonders erfolgreich bei Menschen mit Lähmungen in der vollstationären Pflege angewandt. In erster Linie betrifft es Patienten mit folgenden Erkrankungen:
- Schlaganfall
- Multiple Sklerose
- Morbus Parkinson
- Parkinson
- alle entzündlichen Erkrankungen des Nervensystems
Dabei sieht das Konzept keine strikten Bewegungsabläufe vor, sondern orientiert sich an den Ressourcen des Patienten. Es werden diese individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Das Konzept basiert auf neurophysiologischen Erkenntnissen und wird vor allem in der Pflege erfolgreich angewandt.
Doch nicht nur für ältere und pflegebedürftige Personen ist das Konzept geeignet. Erfolgreich wird es auch bei Kindern, Jugendlichen und sogar Säuglingen angewandt, die an einer zerebralen Bewegungsstörung oder einer Entwicklungsverzögerung leiden.
Das Bobath Konzept in der Pflege
Das Bobath Konzept in der Pflege wird erfolgreich angewandt. Wie bereits erwähnt, werden die Übungen geschickt in den Alltag des Patienten integriert. Sowohl bei der Lagerung als auch der Mobilisation, dem Umsetzen in den Rollstuhl und dem Waschen wird der Patient zur Mithilfe animiert.
Aus diesen Übungen heraus lernt der Patient neue Bewegungsmuster und kann diese nach einiger Zeit selbst anwenden. Es handelt sich also um ein 24-Stunden Konzept, bei dem sich der Patient bewegt und heraus lernt.
Speziell die geschwächte Körperregion wird gezielt in die Übungen eingebunden. Dabei handelt es sich um keine starren und festgelegten Übungen, sondern um ein ganzheitliches Konzept. Dennoch gibt es einige gezielte Übungen, welche spezielle Bobath Kurse beinhalten. Dazu zählt unter anderem der sogenannte Klavierspieler. Die Bobath Therapie kann von einem Fach- oder Hausarzt verordnet werden und wird in der Regel von der Krankenkasse übernommen.
