Patient wird auf Krankenhausbett gerollt

Dekubitusprophylaxe – Bedeutung in der Pflege

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Table of Contents

Die Dekubitusprophylaxe hat in der Pflege eine hohe Bedeutung. Schätzungen zufolge weisen rund die Hälfte der Menschen in Pflegeeinrichtungen und knapp ein Drittel der zu Hause versorgten Personen ein erhöhtes Risiko auf, an einem Druckgeschwür zu erkranken. Ein Dekubitus schränkt die betroffene Person durch Schmerzen und die Reduzierung ihrer Selbständigkeit erheblich ein.

Daher sind professionelle Pflegekräfte, pflegende Angehörige und Hausärzte aufgefordert, frühzeitig dieses Risiko bei den von ihnen betreuten Patienten zu identifizieren und gegebenenfalls zeitnah konkrete Vorbeugemaßnahmen gegen die Entstehung eines Dekubitus in die Wege zu leiten.

Was ist ein Dekubitus?

Unter einem Dekubitus (lateinisch decumbere „sich niederlegen“) versteht man eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes infolge von längerer Druckbelastung. Andere gängige Bezeichnungen dafür sind Wundliegegeschwür, Dekubitalgeschwür, Druckgeschwür oder -ulkus.

Die Schädigung entsteht oft über einem knöchernen Vorsprung, ausgelöst von Druck und in Verbindung mit Scherkräften. Es handelt sich dabei um eine äußerst schmerzhafte offene Wunde, die einen idealen Nährboden für Bakterien und Keime jeder Art bildet. Sie tritt häufig bei älteren oder bettlägerigen Menschen mit verringerter Beweglichkeit sowie in Zusammenhang mit schweren Erkrankungen auf.

Schweregrad des Dekubitus

Der Schweregrad eines Dekubitus (engl. „pressure sore“) wird gemäß der internationalen Klassifikation ICD-10-GM auf einer Skala von 1 bis 4 festgelegt:

  1. Im Anfangsstadium eines Dekubitus, dem Schweregrad I, ist auf der Haut ausschließlich eine Rötung mit zum Teil leichter Verhärtung und erhöhter Temperatur der betroffenen Stelle zu erkennen. Hierbei handelt es sich nur um eine Reizung von Haut und Gewebe. Durch entsprechende Maßnahmen können weitere Schäden vermieden werden.
  2. Löst sich die Haut ab und ähnelt optisch einer Blase oder Hautabschürfung, spricht man von Schweregrad II.
  3. Beim Schweregrad III eines Dekubitus sind alle Hautschichten der betroffenen Körperstelle abgestorben und zusätzlich die Muskeln, Sehnen und Bänder betroffen. Gegebenenfalls hat die Wunde sogar schon die Knochenhaut erreicht.
  4. Der Schweregrad IV entspricht dem dritten Schweregrad mit dem Unterschied, dass der freiliegende Knochen entzündet ist (siehe Bild). 
Einzelne Stadien (Schweregrade) von einem Dekubitus

Was sind die Gründe für einen Dekubitus?

Zu den häufigsten Gründen der Entwicklung eines Dekubitus zählen Druck auf die Haut durch Unebenheiten auf der Liegefläche und die Zeitspanne, während der Druck andauert. Hinzu kommt die Disposition mit individuellen Risikofaktoren wie Inkontinenz oder Adipositas. Entscheidend ist jedoch die Einwirkung von Druck in Relation zurzeit.

Unter den Risikofaktoren werden intrinsische Gegebenheiten, die sich auf den Patienten selbst beziehen, und extrinsische äußere Einflüsse unterschieden. Oft kann man die extrinsischen Faktoren reduzieren oder sogar durch eine Dekubitusprophylaxe vermeiden. Extrinsische Risikofaktoren bezeichnen den Druck und die Scherkräfte, ausgelöst etwa durch eine zu harte Auflagefläche oder Katheter.

Intrinsische Faktoren sind:

  • ein erhöhtes Alter,
  • eingeschränkte Mobilität,
  • Herz-/Kreislauferkrankungen,
  • Hauterkrankungen und
  • ein schlechter Ernährungszustand.

Was ist eine Dekubitusprophylaxe?

Alle Vorbeugemaßnahmen zur Verhinderung eines Dekubitalgeschwürs werden als Dekubitusprophylaxe bezeichnet.

Der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege bietet Pflegekräften ein Bündel an möglichen Vorgehensweisen an, die ihre Arbeit an Patienten mit Dekubitus unterstützen und erleichtern sollen. Der Maßnahmenkatalog basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Durchführung der Maßnahmen zur Dekubitusprophylaxe erfolgt in sechs Schritten:

  1. Am Anfang steht die Einschätzung des individuellen Dekubitusrisikos durch das Pflegepersonal.
  2. Schließt die Schätzung das Risiko der Entwicklung eines Dekubitus nicht vollständig aus, werden präventive Maßnahmen eingeleitet.
  3. Dann sind die Planung und Steuerung der Behandlung sowie die Vorlage eines Behandlungsplans vorgesehen.
  4. Aus diesem sind das weitere Vorgehen sowie die Therapiemaßnahmen und -ziele ersichtlich.
  5. Dann steht die Aufklärung von dem Patienten und seiner Angehörigen über die Prophylaxe Maßnahmen und die Therapie an.
  6. Zuletzt ist die Beurteilung der Effektivität von durchgeführten Behandlungsmaßnahmen geplant.

Welche spezifischen Maßnahmen gibt es?

Ein Dekubitus kann sich ohne Prophylaxe durch permanenten Druck innerhalb weniger Stunden entwickeln. Die Blutversorgung wird unterbrochen und das betroffene Gewebe stirbt letztlich ab. Daher ist es unbedingt notwendig, die gefährdeten Stellen täglich zu beobachten.

Pflegebedürftige, bei denen ein Dekubitusrisiko besteht, sollten ihre Position so oft wie möglich wechseln und ihr Bett oder den Rollstuhl nach einem individuellen Zeitplan verlassen. Alternativ könnten sie in individuellen Abständen einen kompletten Positionswechsel durchführen. Ein üblicher Zeitraum für Positionsänderungen bei sitzenden Menschen ist zwei bis drei Stunden.

Während sich bei manchen Personen binnen zwei Stunden die Haut rötet, können andere vier Stunden ohne Beschwerden in derselben Position bleiben.

Bei jedem Positionswechsel sollte darauf geachtet werden, dass die betroffene Person nicht über die Liegefläche gezogen wird, um potentielle Verschiebungen der einzelnen Hautschichten untereinander zu vermeiden.

Das Ausschalten der Druckeinwirkung gelingt durch Umlagern, Freilagern oder Weichlagern. Die 30°-Schräglagerung, abwechselnd links und rechts, gilt dabei als die risikoärmste Lagerung unabhängig von der Lokalisation des Dekubitus.

Eine weitere mögliche Lagerung von Dekubitus gefährdeten ist die druckentlastende 135°-Lagerung, in der viele Personen gerne mit angewinkelten Beinen seitlich auf dem Bauch liegen. Doch empfinden Menschen mit Atemproblemen diese Position nicht als angenehm.

Zu den positionsunterstützenden Materialien gehören Wechseldruck Systeme oder Weichlagerungsmatratzen und Stimulation Systeme mit druckverteilenden Eigenschaften sowie zahlreiche andere Lagerungshilfsmittel.

Bewegungsunterstützende Hilfsmittel wie etwa Rutschbretter und Gleitmatten vermeiden Scherkräfte beim Wechseln der Position.

Was sind die Ziele einer solchen Prophylaxe?

Grundsätzlich soll die Prophylaxe zur Erhaltung der Lebensqualität durch Vermeidung oder Linderung von Schmerzen und Unwohlsein bei pflegebedürftigen Menschen beitragen. Dabei sollen die Ausbildung von zertifiziertem Pflegepersonal, die Anwendung evidenzbasierter prophylaktischer Maßnahmen, eine qualitative Pflege und Hygiene die Entstehung von Druckgeschwüren reduzieren. Unser ambulanter Pflegedienst in Berlin ist dafür ausgestattet. So werden nicht nur das Leiden der Patienten, sondern auch die Kosten für die Gesundheitsversorgung verringert.

Der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege will speziell zur Aufklärung der Entstehung und der Prophylaxe von Dekubitalgeschwüren beitragen. Mit dem Ziel, eine wissenschaftlich fundierte moderne Pflege zu entwickeln, die von jeder Pflegekraft garantiert werden kann, werden Pflegeprozesse anhand der aufgezeigten Vorgehensweisen optimiert. Angestrebt wird die Reduzierung der Zahl von Dekubitus Patienten auf ein Minimum.

Bei Patienten, die sich in der Sterbephase befinden, kann sich ein Druckgeschwür trotz konsequenter Vorbeugungsmaßnahmen entwickeln. In diesem Falle ist das Pflegeziel, die mit der Wunde einhergehenden Schmerzen, den Geruch und weitere Komplikationen wie Infektion und Blutung möglichst zu vermeiden oder zu lindern.

Wie wird eine Dekubitusprophylaxe durchgeführt?

Die wichtigste Maßnahme einen Dekubitus zu verhindern ist die Druckentlastung gefährdeter Körperstellen durch regelmäßiges Mobilisieren, Positionieren und Lageveränderungen von immobilen Menschen unter Vermeidung von Scherkräften und mit Unterstützung von zweckmäßigen Hilfsmitteln.

Zur Planung prophylaktischer Maßnahmen im Sinne der Mobilisation werden zunächst der Ist-Zustand, die Bewegungsressourcen und Bewegungsbeeinträchtigungen des Patienten in einem individuellen Bewegungsplan erfasst.

Sofern der Patient dazu in der Lage ist und zustimmt, werden aktive oder passive Bewegungsübungen und Steh- und Balancetraining sowie gegebenenfalls die Physiotherapie in die Pflege miteinbezogen.

Eine Ergänzung der Maßnahmen zur Prophylaxe kann die Hautpflege sein. Druckgefährdete Stellen sollten dabei geschmeidig und glatt gehalten werden. Das kann durch die Verwendung einer seifenfreien, pH-neutralen Waschlotion und der sogenannten Emulsionen Wasser in Öl (30 % Wasser, 70 % Öl) zum Eincremen der Haut geschehen.

Zu häufiges Waschen führt aber tendenziell zur Bildung trockener Haut und stört den hauteigenen Schutzmantel. Bei harn- oder stuhlinkontinenten Patienten sollte auf geeignete Inkontinenzhilfsmittel geachtet werden, mit denen die gefährdeten Körperstellen vor Nässe geschützt werden.

Ein guter Ernährungszustand senkt das Risiko eines Druckgeschwürs, wogegen jede Form von Mangelernährung und zu wenig Flüssigkeitsaufnahme die Entstehung eines Dekubitus begünstigt. Übergewicht ist für Dekubitus gefährdete Menschen ebenso problematisch wie die Mangelernährung, da durch mehr Gewicht der Druck auf die Haut erhöht wird.

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