PESR-Schema Beispiel: Praxisnahe Anwendung in der strukturierten Pflegeplanung

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Die Pflegeplanung ist ein essenzieller Bestandteil der pflegerischen Versorgung und gewährleistet, dass die Bedürfnisse und Ressourcen der Patienten systematisch erfasst und berücksichtigt werden. Ein bewährtes Instrument zur Strukturierung der Pflegeplanung ist das PESR-Schema. In diesem Blogartikel möchten wir Ihnen das PESR-Schema detailliert vorstellen und zeigen, wie es in der Praxis angewendet wird.

Was ist das PESR-Schema?

Das PESR-Schema ist ein strukturiertes Vorgehen zur Formulierung von Pflegeproblemen. Es hilft Pflegekräften, eine klare und umfassende Pflegeplanung zu erstellen, die sowohl die Probleme als auch die Ressourcen der Patienten berücksichtigt. PESR steht für:

  • P = Problem: Was ist das Problem?
  • E = Einflussfaktoren / Ursachen (Etiology): Welche Einflussfaktoren spielen eine Rolle?
  • S = Symptome: Wie zeigt sich dieses Problem?
  • R = Ressourcen: Welche Tätigkeiten bzw. welche Fähigkeiten kann der Betroffene selbständig einsetzen?

Durch die Anwendung des PESR-Schemas wird der Fokus nicht nur auf die Probleme, sondern auch auf die Ressourcen des Pflegebedürftigen und seiner sozialen Umgebung gelegt. Dies fördert eine aktivierende Pflege und unterstützt die Selbstständigkeit der Patienten.

Die einzelnen Komponenten des PESR-Schemas

Problem (P)

Das Problem beschreibt die spezifische Schwierigkeit oder das Anliegen des Patienten. Es ist wichtig, das Problem klar und präzise zu formulieren, um eine gezielte Pflegeplanung zu ermöglichen. Ein Beispiel für ein Pflegeproblem könnte sein: „Herr Schmidt hat Schwierigkeiten beim Schlucken (Dysphagie).“

Einflussfaktoren / Ursachen (E)

Die Einflussfaktoren oder Ursachen geben Aufschluss darüber, warum das Problem besteht. Sie helfen, die Hintergründe des Pflegeproblems zu verstehen und gezielte Maßnahmen zu planen. Im Fall von Herrn Schmidt könnte die Ursache seiner Dysphagie ein kürzlich erlittener Schlaganfall sein, der seine Schluckmuskulatur beeinträchtigt.

Symptome (S)

Die Symptome sind die beobachtbaren Anzeichen und Beschwerden, die auf das Pflegeproblem hinweisen. Sie dienen als Indikatoren für das Vorhandensein und den Schweregrad des Problems. Bei Herrn Schmidt könnten die Symptome häufiges Husten während der Mahlzeiten und Gewichtsverlust aufgrund verminderter Nahrungsaufnahme sein.

Ressourcen (R)

Die Ressourcen umfassen die Stärken, Fähigkeiten und Unterstützungssysteme des Patienten, die zur Bewältigung des Pflegeproblems genutzt werden können. Herr Schmidt könnte beispielsweise motiviert sein, seine Schluckfähigkeit zu verbessern und in der Lage sein, Anweisungen für Schluckübungen zu befolgen.

Anwendung des PESR-Schemas in der Praxis

Beispiel 1: Chronische Schmerzbewältigung

Problem (P)

Frau Müller leidet unter chronischen Rückenschmerzen.

Einflussfaktoren / Ursachen (E)

Die Schmerzen sind auf eine degenerative Bandscheibenerkrankung und Arthrose zurückzuführen.

Symptome (S)

Frau Müller berichtet von ständigen dumpfen Schmerzen, die sich bei Bewegung verstärken. Zudem hat sie Schwierigkeiten beim Schlafen aufgrund der Schmerzen.

Ressourcen (R)

Frau Müller ist bereit, an Physiotherapie teilzunehmen und kann leichte Dehnübungen durchführen.

Beispiel 2: Sturzrisiko

Problem (P)

Herr Becker ist sturzgefährdet.

Einflussfaktoren / Ursachen (E)

Das Sturzrisiko resultiert aus Muskelschwäche und schlechter Balance nach einer Hüftoperation.

Symptome (S)

Herr Becker hatte in der vergangenen Woche zwei Beinahe-Stürze und benötigt Unterstützung beim Gehen.

Ressourcen (R)

Herr Becker ist motiviert, seine Kraft wiederzuerlangen und kann einen Rollator zur Unterstützung nutzen.

Möchten Sie mehr über das PESR-Schema und seine Anwendung in der Pflegeplanung erfahren? Kontaktieren Sie uns für eine individuelle Beratung und Schulung!

Best Practices für die Implementierung des PESR-Schemas

Ganzheitliche Einschätzung

Eine umfassende Einschätzung, die physische, emotionale, soziale und umweltbedingte Faktoren berücksichtigt, ist essenziell. Standardisierte Assessment-Tools können dabei helfen, konsistente und zuverlässige Daten zu sammeln.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit mit einem multidisziplinären Team, einschließlich Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Ernährungsberatern und Sozialarbeitern, ist entscheidend, um komplexe Pflegebedürfnisse zu adressieren. Regelmäßige Teammeetings zur Besprechung und Aktualisierung der Pflegepläne auf Basis des PESR-Schemas sind empfehlenswert.

Einbeziehung von Patienten und Familien

Die Einbeziehung der Patienten und ihrer Familien in den Pflegeplanungsprozess stellt sicher, dass deren Präferenzen und Ziele berücksichtigt werden. Die Aufklärung über das PESR-Schema kann das Verständnis und die Beteiligung der Patienten und Familien verbessern.

Dokumentation und Überprüfung

Eine klare und präzise Dokumentation der PESR-Komponenten im Pflegeplan ist unerlässlich. Regelmäßige Überprüfungen und Aktualisierungen des Pflegeplans sind notwendig, um Veränderungen im Zustand des Patienten und Fortschritte bei der Zielerreichung zu berücksichtigen.

Schulung und Weiterbildung

Regelmäßige Schulungen für das Pflegepersonal zur Anwendung des PESR-Schemas und dessen Bedeutung in der Pflegeplanung sind wichtig. Fallstudien und Praxisbeispiele können die Anwendung des PESR-Schemas veranschaulichen.

Herausforderungen und Lösungen

Herausforderung: Identifizierung von Ressourcen bei schwer beeinträchtigten Patienten

Bei schwer beeinträchtigten Patienten kann es schwierig sein, Ressourcen zu identifizieren. In solchen Fällen sollte der Fokus auf kleinen, erreichbaren Aufgaben liegen und der Patient in die Entscheidungsfindung einbezogen werden, um auch minimale Ressourcen zu erkennen.

Herausforderung: Konsistente Anwendung des PESR-Schemas durch alle Mitarbeiter

Um sicherzustellen, dass das PESR-Schema von allen Mitarbeitern konsistent angewendet wird, sind regelmäßige Schulungen und Audits notwendig. Dies fördert die Einhaltung des Schemas und verbessert die Pflegequalität.

Herausforderung: Ausgewogene Dokumentation bei Zeitdruck

Die Nutzung elektronischer Gesundheitsakten (EHR) mit Vorlagen und Eingabeaufforderungen kann die Dokumentation erleichtern und Zeit sparen. Dies ermöglicht eine detaillierte und dennoch effiziente Dokumentation.

Sind Sie auf der Suche nach einem zuverlässigen Pflegedienst, der Ihre Bedürfnisse und Ressourcen in den Mittelpunkt stellt? Pflegedienst DAKOS ist für Sie da! Vereinbaren Sie noch heute einen Termin für ein unverbindliches Beratungsgespräch.

Pflegeanamnese und Pflegeplanung

Die Pflegeanamnese wird einmalig innerhalb von 24 Stunden bei jedem neuen Bewohner oder Patienten erhoben und danach nicht mehr aktualisiert. Dies bedeutet jedoch nicht, dass keine weitere Informationssammlung mehr stattfindet. Diese erfolgt in der Pflegeplanung, im Berichtsblatt und auf allen weiteren Assessmentbögen (Ernährung, Wunden/Dekubiti, Trinkprotokoll). Hier fließen täglich neue Informationen über den jeweiligen Zustand des Bewohners oder Patienten ein. Diese bilden die Grundlage für die sich anschließenden Schritte des Pflegeprozesses. Diese Vorgehensweise trägt auch hervorragend dazu bei, die Pflegedokumentation zu entbürokratisieren und Doppeldokumentation zu vermeiden.

Pflegeproblem: Formulierung und Struktur

Die Formulierung des Pflegeproblems kann in unterschiedlicher Art und Weise erfolgen. Der MDS schlägt für die Erstellung der Pflegeprobleme folgenden Aufbau vor: das „PESR-Format“:

  • P = Problem: Was ist das Problem?
  • E = Einflussfaktoren / Ursachen (Etiology): Welche Einflussfaktoren spielen eine Rolle?
  • S = Symptome: Wie zeigt sich dieses Problem?
  • R = Ressource: Welche Tätigkeiten bzw. welche Fähigkeiten kann der Betroffene selbständig einsetzen?

Favorisiert wird dieser Aufbau, da dieser stärker den Akzent auf die Ressourcen des Pflegebedürftigen und seiner sozialen Umgebung setzt.

Nach diesem Aufbau besteht die Problembeschreibung aus folgenden sechs Gesichtspunkten:

  1. Betroffenes AEDL / ATL, Spezifizierung: In unserem Fallbeispiel AEDL: „sich beschäftigen können“
  2. Problem / Art der Beeinträchtigung: Frau Meier ist nur eingeschränkt in der Lage, sich selbständig fortzubewegen aufgrund ihrer Hemiplegie rechts.
  3. Quantität / Qualität der Beeinträchtigung: Sie ist täglich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt.
  4. Ursachen, Zusammenhänge, Risikofaktoren: Der Risikofaktor liegt hier in der Isolationstendenz. Das Problem der beeinträchtigten Mobilität hängt also direkt mit dem Problem des Rückzugs und der vermehrten Einstellung persönlicher Kontakte zu anderen Bewohnern im Heim zusammen.
  5. Ausdruck: Das können Symptome, Aussagen des Pflegebedürftigen oder Beobachtungen der Pflegekräfte sein: Sie selbst sagt, dass sie es bedauere, nicht allein in den Garten zu kommen. Die Pflegekräfte beobachten einen schleichenden Rückzug von anderen Bewohnern.
  6. Ressourcen: Sie ist motiviert und nutzt den Rollstuhl, führt regelmäßig ihre KG-Übungen durch.

Durch die Bearbeitung der Punkte 4 und 5 wird ersichtlich, dass man sich intensiver auseinandersetzen sollte mit dem sozialen Umfeld und den Zusammenhängen der AEDL / ATL untereinander.

Ressourcen: Ein unverzichtbarer Bestandteil der Pflegeplanung

Auch wenn es manchmal schwer fällt, so sollten Sie zu jedem Problem eine Ressource formulieren. Nur anhand der Ressourcen können Sie belegen, wie Sie den Bewohner aktivierend pflegen und fördern. Selbst bei absolut schwerstpflegebedürftigen Bewohnern lassen sich mit ein wenig Mühe Ressourcen finden.

Pflegeziele: Klar und messbar formulieren

Den allermeisten Pflegekräften fällt die Formulierung der Pflegeziele am schwersten. Ein allgemeiner Rat an alle Leidgeprüften: Kaufen Sie sich Fachbücher! Heute gibt es einige sehr gute Formulierungshilfen, die sich einfach auf die individuelle Situation des Bewohners anpassen lassen.

Pflegeziele beinhalten nicht immer nur eine Verbesserung der Situation, sondern auch ein Erhalten oder Erleichtern der derzeitigen Situation sowie Problemvermeidung. Setzen Sie lieber ein eindeutiges, messbares und wichtiges Ziel, als zu viele schlecht nachvollziehbare Ziele. In diesem Beispiel also: Frau Meier soll unter Anleitung der Pflegekraft innerhalb von 4 Wochen in der Lage sein, selbständig mit dem Rollstuhl in den Garten zu kommen.

Wichtig bei den Pflegezielen ist das Setzen eines Überprüfungsdatums. Nur das konsequente Einsetzen und Einhalten des Überprüfungsdatums kann aufzeigen, welche Erfolge oder Misserfolge in der Pflege zu verzeichnen sind. Und darüber hinaus verlangt der MDK eine „regelmäßige Evaluation“ (Überprüfung) des Zielerreichungsgrades mit Datum und Unterschrift der durchführenden Pflegefachkraft.

Pflegemaßnahmen: Schritt für Schritt beschreiben

Die Pflegemaßnahmen sollten eigentlich am leichtesten fallen, da hier Schritt für Schritt beschrieben wird, welche Pflegehandlungen durchgeführt werden. Sie sollten idealerweise folgendermaßen aufgeführt werden:

  • Was führe ich durch?
  • Wie führe ich es durch?
  • Wie oft führe ich es durch in 24 Stunden?
  • Wer führt es durch? (Qualifikation des Durchführenden, siehe unten)

Noch besser ist es, auch den Hilfebedarf zu beschreiben. Hier haben wir uns an den Begutachtungskriterien orientiert:

  • A = Anleitung / selbständig
  • B = Beobachtung / selbständig
  • U = Unterstützung / bedingt selbständig
  • tÜ = teilweise Übernahme / teilweise unselbständig
  • vÜ = volle Übernahme / unselbständig

Diese Pflegeplanung bildet die Grundlage für eine optimale Einstufung des Bewohners in die Pflegestufe. Denken Sie in diesem Zusammenhang auch an die Erschwernisfaktoren wie z. B. Körpergewicht über 80 kg. Diese sollten unbedingt in die Pflegeplanung mit einfließen.

Bei der Frage nach dem „Wer führt es durch?“ ist darauf zu achten, dass die Qualifikation der Pflegekraft angegeben wird. Z. B. umfangreichere Behandlungspflege sollte nach Möglichkeit nur von examiniertem Personal durchgeführt werden.

Auswertung und Zielkontrolle (Evaluation)

Wichtig ist hier, dass das Datum und das Handzeichen der überprüfenden Pflegefachkraft mit einer Bemerkung zur Zielkontrolle versehen wird. In unserem Beispiel wurden die gesetzten Ziele erreicht.

Eine Frage, die häufig zu Problemen führt, ist die Wahl des Überprüfungszeitraumes. Der MDK sagt lediglich, dass die Pflegeplanung „regelmäßig“ überprüft werden soll. Der Begriff „regelmäßig“ ist Auslegungssache und sollte in der Einrichtung individuell festgelegt werden.

Optimal wäre es, jedem Pflegeziel ein individuelles Überprüfungsdatum zu geben. Und sicherlich macht es Sinn, z. B. bei einem Dekubitus die Überprüfungszeit sehr eng zu fassen. Allerdings ergibt sich dann im Alltag die Schwierigkeit, zumindest bei einer papiergestützten Pflegedokumentation, die Übersicht über die einzelnen Überprüfungsdaten zu behalten. Einige große Pflegedokumentationssysteme haben dieses Problem mit einem extra Übersichtsblatt gelöst, auf dem die unterschiedlichen Daten pro AEDL / ATL vermerkt werden können.

Fazit

Das PESR-Schema ist ein wertvolles Werkzeug in der Pflegeplanung, das eine strukturierte und ganzheitliche Herangehensweise an die Identifizierung und Bewältigung von Pflegeproblemen ermöglicht. Durch die Fokussierung auf sowohl die Probleme als auch die Ressourcen der Patienten wird eine ausgewogene und patientenzentrierte Pflegeplanung gefördert. Regelmäßige Schulungen, interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Einbeziehung von Patienten und Familien sind entscheidend für die erfolgreiche Implementierung des PESR-Schemas in der klinischen Praxis.

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