So unterschiedlich wie Menschen sind, so verschieden sind ihre Bedürfnisse im Pflegefall. Vor allem, wenn man bedenkt, dass alle Altersklassen vom Säugling bis zum Greis pflegebedürftig werden können. Damit aus dem Ernstfall eine persönliche Pflegedienstleistung wird, ist die individuelle Pflegeplanung das A und O für eine professionelle Pflege Unterstützung.
Die schriftlich festgehaltene Planung der notwendigen Patientenunterstützung findet nicht nur in der Altenpflege, sondern auch in der Kranken- und Behindertenpflege Anwendung.
Daher ist die Pflegeplanung nicht als Beispiel möglicher Behandlungen und Unterstützungen zu sehen, sondern ein genau auf die Bedürfnissen des Einzelnen zugeschnittener Leitfaden für den medizinischen Dienst.
Um ihrer Bedeutung noch mehr Gewicht zu verleihen, ist die schriftliche Dokumentation des Pflegeplans im SGB XI sowie in den Landesgesetzen der Bundesländer rechtlich festgelegt.
Was bringt die Pflegeplanung?
Die detaillierte Planung individueller Unterstützung und Betreuung soll die Organisation und Durchführung notwendiger Pflege garantieren sowie dokumentieren. In der Pflegeplanung müssen auch alle pflegerelevanten Informationen zusammengefasst werden.
Dafür muss zunächst eine genaue Anamnese der jeweiligen Pflegesituation erfolgen:
Welche Probleme hat die pflegebedürftige Person in den Bereichen?
- Kommunikation
- Beweglichkeit/Mobilität
- Vitalfunktionen
- Körperhygiene
- Essen und Trinken
- Ausscheidungen
- Be- und Entkleiden
- Schlaf- und Wachphasen
- Beschäftigung
- Geschlechtsorientierung
- Sicherheit in der Umgebung
- Soziale Kontakte
- Lebenssinn
- Emotionen
- etc.
Über welche Ressourcen/Fähigkeiten verfügt die zu pflegende Person?
- Finanzielle Mittel
- Unterstützung und Hilfe
- Wohnsituation
- etc.
Wie sind die Einschätzungen der Angehörigen und die des Pflegebedürftigen?
- Ist die Person selbstständig?
- Braucht die Person eine stationäre Pflege?
- Reicht eine häusliche Pflege aus?
- etc.
Erkennt der/die Bedürftige die Gegebenheiten?
- Ist der Person bewusst, was auf Sie oder Ihn zukommt?
- Ist die pflegebedürftige Person mit der Entscheidung einverstanden?
- etc.
Anhand der festgehaltenen Probleme kann zunächst in einem Pflegeplanung Beispiel festgelegt werden, wie unter Einbeziehung der Ressourcen/Fähigkeitenmit der notwendigen Anleitung und Unterstützung wünschenswerte Pflegeziele erreicht werden können.
Interne und externe Ressourcen in die Pflegeplanung mit einbeziehen
Um den notwendigen Pflegebedarf ermitteln zu können, müssen in der konkreten Pflegeplanung zum Beispiel:
- vorhandene Hilfsmittel,
- finanzielle Mittel,
- verfügbares Pflegepersonal,
- pflegende Angehörige,
- räumliche Gegebenheiten
als externe Ressourcen festgehalten werden.
Dazu kommen interne Ressourcen wie zum Beispiel:
- Charakter und Eigenschaften des/der Pflegebedürftigen,
- mentale und körperliche Fähigkeiten
- Willenskraft
- Gesundheitszustand
Im Zusammenspiel der vorhandenen Probleme bzw. Einschränkungen und der ermittelten Ressourcen können nun die gewünschten Pflegeziele sowie die dafür benötigten Maßnahmen in die Planung einbezogen werden.
Wichtige und richtige Formulierungen in der Pflegeplanung
Ein körperliches oder gesundheitliches Problem muss nicht zwangsläufig die eigentliche Bedürftigkeit des/der Pflegebedürftigen widerspiegeln, kann aber die Ursache für diverse Probleme sein.
Problem und Ursachen
Damit der Zusammenhang für das Pflegepersonal in einem ambulanten Pflegedienst ersichtlich ist, sollten das Problem und dessen Ursache im Pflegeplan aufgeführt sein, wie im folgenden Beispiel veranschaulicht wird:
Herr Peter ist erblindet. Diese Tatsache stellt nicht das pflegerische Problem dar, ist aber die Ursache für mangelnde Mobilität und Sturzgefahr. Deshalb sollte das Problem folgendermaßen festgehalten werden:
„Herr Peter ist wegen seiner Erblindung nur eingeschränkt mobil und sturzgefährdet. Er hat zudem Angst davor zu stürzen und keine Hilfe herbeirufen zu können.“
Damit sind die Probleme und deren Ursache erfasst und die Pflege kann unter Berücksichtigung vorhandener Ressourcen durch geeignete Maßnahmen zum gewünschten Pflegeziel führen.
Ressourcen und Fähigkeiten
In diesem Pflegeplanung Beispiel sind die sichere Verwendung eines Blindenstocks und die Fähigkeit sich in gewohnter Umgebung orientieren zu können als wichtige Ressourcen anzusehen.
„Herr Peter kann mit Hilfe seines Blindenstocks Hindernisse erkennen und sicher umgehen. In der vertrauten Umgebung seiner Wohnung findet Herr Peter sich auch ohne Hilfe des Blindenstocks zurecht, wenn alle Möbel und Gegenstände an ihrem gewohnten Platz stehen.“
Maßnahmen und Pflegeziel
Die pflegerischen Maßnahmen sollen gezielt dazu führen, dass sich Herr Peter möglichst selbstständig in seiner Wohnung bewegen kann, sich dabei sicher fühlt und sich auch außerhalb der vertrauten Umgebung mit Hilfe des Blindenstocks zurechtfindet (Pflegeziel).
„Der Blindenstock sollte stets an dem von Herrn Peter gewünschten Ort zu finden sein. Sämtliche Gebrauchsgegenstände und Mobiliar dürfen nicht umgestellt werden und müssen bei Bedarf wieder an den richtigen Platz gebracht werden. Damit sich Herr Peter sicherer fühlt, wird ein Hausnotruf in seiner Wohnung installiert.“
Konkret lässt sich in diesem Fall das Pflegeziel wie folgt formulieren:
„Herr Peter bewegt sich wieder mehr in seiner Wohnung, nutzt bei Spaziergängen geschickt seinen Blindenstock und fühlt sich durch den Hausnotruf auch wieder sicherer.“
Evaluation gibt Aufschluss über Erfolg oder Misserfolg der pflegerischen Maßnahmen
In unserem Pflegeplanung Beispiel dürfte der Erfolg nicht lange auf sich warten lassen. Aber es kommt durchaus vor, dass das gewünschte Ziel nur teilweise oder gar nicht erreicht wird. Deswegen ist es wichtig bei jeder Planung ausreichend Informationen zu sammeln.
Die Evaluation der Pflegeplanung gibt Aufschluss darüber, welche Maßnahmen wie gut geholfen haben, wo Änderungen notwendig werden oder andere Maßnahmen erprobt werden müssen.
Häufig gesellen sich im Laufe der Zeit neue Probleme dazu, die weitere Planungen in der Pflege notwendig machen, auch wenn das ein oder andere Pflegeziel erreicht wurde.
Auch hier gilt es festzuhalten, inwiefern das gewünschte Ziel ohne weitere Maßnahmen erreicht bleibt, oder es nur mit Fortführung der bisherigen Unterstützung zu erhalten ist.
In dem hier aufgeführten Fallbeispiel werden die Maßnahmen wohl sicher von Dauer notwendig sein, damit die sichere Mobilität des Patienten weiterhin gewährleistet wird.
Treten im Laufe der Betreuung in anderen Bereichen zusätzliche Probleme, wie z.B. erschwerte Medikamenteneinnahme, Diabetes oder körperliche Einschränkungen auf, können weitere pflegerische Maßnahmen hinzukommen, die durch vorher ermittelte Pflegeziele ermittelt wurden.